„WoyzEck_VoiceOver“

ein Schauspiel von DeichArt in der Kulturstätte Hansastraße48, Kiel

Regie: Jens Raschke


Bühnen- und Kostümbild: Eveline Havertz

Ein Theaterabend speziell für all jene, die schon immer mal wissen wollten, was zum Henker sich die werten Künstler denn dabei bitteschön gedacht haben: Georg Büchners mysteriöses, oft versemmeltes Dramenfragment WOYZECK in einer radikalen Neubearbeitung für nur zwei Schauspieler und einen erhellenden Audiokommentar, der keine Fragen offen lässt. Oder etwa doch?

Keine andere Kunstform ist so anfällig für Peinlichkeiten und Fremdschämen, lädt derart zum Scheitern und Hüsteln ein wie das Theater. Woran das liegt? An seiner unbarmherzigen Livehaftigkeit, an seinem Aktualitäts- und Interpretationszwang, an seinen dahergekünstelten Stücktiteln. Nun ja, und ganz einfach auch daran, dass sich unglaublich viel hochambitioniertes Stümpertum in seinen Gefilden tummelt. Ein echter Klassiker des Verhauens und Versemmelns ist noch immer Georg Büchners Dramenfragment WOYZECK. In einer halsbrecherischen Zwei-Mann-Fassung nehmen sich DeichArt nun endlich auch seiner an und präsentieren die wohl radikalste und tagesaktuellste Version dieses ersten Bühnenwerks der Moderne. Und damit auch jeder versteht, was ihnen dabei durch die Köpfe ging (und was nicht), was sich also die Künstler dabei gedacht haben (und was nicht), haben sie die ganze Angelegenheit mit einem durchgängigen Audiokommentar versehen. Nie zuvor war Theater so verständlich. Ob das allerdings die Sache besser macht? Urteilen Sie selbst und fragen Sie sich beim Verlassen des Theaters: Was haben uns die Klassiker eigentlich noch zu sagen?

Zum Inhalt:

Afghanistan im Jahr 2009. Der zermürbende Terror der Taliban hat den mecklenburg-vorpommerschen ISAF-Soldaten Franz Woyzeck mit der Zeit ganz weich in der Birne werden lassen. Doch anders als sein Stubenkamerad Andres, der sein Heil in Drogen und Schrammelblues sucht, erhofft sich Woyzeck menschliche Geborgenheit von einer Prostituierten aus dem Dorf, die er, da er ihren wahren Namen nicht auszusprechen vermag, schlicht „Marie“ nennt. Mit ihr hat er sogar ein Kind gezeugt, eine geheime Kleinfamilie gegründet. Aber unter ihrer Burka sehnt sich die heißblütige Afghanin nach einem richtigen Mann, der sie beschützt und vielleicht sogar aus ihrem tristen, verhüllten Dasein errettet. Im feschen Tambourmajor glaubt sie diesen Schutz zu finden. Während sich also Woyzeck willenlos den abnormalen Schweinigeleien seines pervertierten Hauptmannes und den sadistischen Experimenten des von der internationalen Pharmaindustrie gedungenen Lagerarztes ausliefert, gibt Marie sich der zwielichtigen Gier des hodenprallen Majors hin. Als Woyzeck dies zu Ohren kommt, nimmt das Schicksal seinen blutigen Lauf…

Weitere Aufführungstermine

Jeweils in der Hansa48, Kiel

  • Mi 24.03.2010 um 20 Uhr
  • Do 15.04.2010 um 20 Uhr
  • Mi 19.05.2010 um 20 Uhr



Zurück zur Übersicht